>> Harburger Anzeigen und Nachrichten, 07.05.2005, S. 35.

„Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich mich noch an keiner Stelle und in keiner Behausung so wohl und heimelig gefühlt habe“, schrieb Albert Einstein am 25. Juli 1931 an Konrad Wachsmann. Der junge Architekt Wachsmann hatte zwei Jahre vorher für den seit 1914 in Berlin arbeitenden Wissenschaftler ein Sommerhaus entworfen: schlicht und aus Holz, an einem waldigen Hang gelegen und mit Blick auf den Templiner See. Hier in Caputh bei Potsdam entspannte sich Einstein. Gern saß er ohne Socken auf der großen Sonnenterrasse; doch am liebsten segelte er auf dem See mit seinem Jollenkreuzer, dem „Tümmler“.

Nur drei Sommer genoß Einstein das Idyll im Bauhausstil: Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, war der jüdische Physiker und Pazifist gerade auf Amerikareise – und kehrte nie wieder nach Deutschland zurück. Im Einsteinjahr – 50 Jahre nach seinem Tod – ehren Caputh und Potsdam den genialen Denker, der vor 100 Jahren die Relativitätstheorie aufgestellt hatte.

In Caputh zeigt das Bürgerhaus die Baupläne seines Sommerhauses – das Feriendomizil selbst wird renoviert und präsentiert den Besuchern ab morgen ganz unmittelbar, wie der revolutionäre Geist wohnen wollte: einfach, offen und mit viel Licht.

Auch nach Potsdam kam der Weltbürger gelegentlich – und besuchte als Ehrenmitglied der Einstein-Stiftung den Einsteinturm. In dem Turm befindet sich ein Spiegelteleskop. Es sollte die Voraussage der Allgemeinen Relativitätstheorie nachweisen, daß das Sonnenlicht im Rotbereich seines Spektrums eine charakteristische Verschiebung aufweist. Der Astronom Erwin Freundlich wollte so Einsteins Theorie empirisch untermauern.

Denn zuvor hattte die Royal Society of London während einer Expedition eine Sonnenfinsternis beobachtet und Teile der Relativitätstheorie bestätigt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung machten Einstein 1919 über Nacht berühmt. Gemeinsam mit Freundlich sammelte er Geld für das Projekt, und Freundlich beauftragte mit dem Bau des Einsteinturms den noch unbekannten Architekten Erich Mendelsohn. Der schuf auf dem Telegraphenberg ein expressionistisches Monument: Wie ein Ufo erscheint das zwanzig Meter hohe Betongebäude mit seinen abgerundeten Ecken auch heute noch – gestrandet in einem Park neben malerischen Backsteingebäuden aus dem 19. Jahrhundert. Das Forschungs-Gelände heißt heute „Wissenschaftspark Albert Einstein“ und ist immer noch ein Anziehungspunkt für Wissenschaftler von internationalem Rang.

Wer mehr über Einsteins Turm, seine Bedeutung und seinen Architekten wissen will, erfährt dies in der Ausstellung „Ein Turm für Albert Einstein“ (bis 26. Juni) im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam.

Der Besuch des Sommerhauses ist nur nach Voranmeldung über das Einstein-Forum möglich, Telefon: 0331/ 271780, Eintritt fünf Euro. Anmeldung für Führungen zum Einstein-Turm (bis 30.06. mit Einlaß in den Turm) beim Urania-Verein, Telefon: 0331/ 291741, Eintritt fünf Euro.

 

 

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